SpielRäume 

14. KUNSTWOCHE Lenggries
vom 17. September – 3. Oktober 2016

In der ehemalige Schlossbrauerei/jetziges Pfarrheim,
Geiersteinstraße 7, 83661 Lenggries

Vernissage: Fr. 16.09.2016, um 19 Uhr
Midissage mit ricoart und Paul Schwarzenberger:
Do. 29.9. 2016, um 19 Uhr

Öffnungszeiten:
Mo – Fr 14 - 19 Uhr, Feiertag/Sa/So 10 – 19 Uhr

Schirmherr: Bürgermeister Werner Weindl

Pressespiegel

Fotoimpressionen

Im September öffnet auch in diesem Jahr die Kunstwoche Lenggries wieder ihre Tore. Neben den Mitgliedern der Künstlervereinigung Lenggries sind als Gäste bildende Künstler aus Österreich, aber auch Kollegen aus Deutschland eingeladen, um die Ausstellung mit ihren prägnanten künstlerischen Positionen zu bereichern. Als Gäste konnten in diesem Jahr der Bildhauer Andreas Kuhnlein, der Objektkünstler e.lin (Erwin Wiegerling), die Malerin Michaela Mara und Paul Schwarzenberger gewonnen werden. 

Das Thema, das die Künstlervereinigung Lenggries in diesem Jahr gewählt hat, lautet: SpielRäume. Wenn man das Wort SpielRäume als zusammengesetztes Substantiv begreift, gehen hier „Spiel“ und „Raum“ eine Symbiose ein. Raum lässt sich als in Länge, Breite und Höhe eingegrenzte Ausdehnung erklären und ist damit durch seine äußeren Grenzen endlich. Das Wort kann aber auch den imaginären Raum beschreiben, in dem der Künstler sich in seiner Arbeit bewegt.

Das Spiel nun, als sinnvolles selbstvergessenes Tun, fasste Schiller in den Satz: „… der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“. Hier setzten kreative Kräfte ein, Spiel bedeutet in diesem Sinne Freiheit der Gedanken, Freiheit im Umgang mit Material, mit Gegebenheiten, Kreativität in der Zusammenschau gewohnter Dinge in neuer Komposition. Der Wissenschaftler Siegbert A. Warwitz bezeichnet diesen kreativen Zustand, in dem sich der Künstler während seiner Arbeit befindet, als eine Art „Flow-Zustand“, in dem der Künstler die Freiheit, die Spielräume seiner Gefühle, seines Anliegens und seines Könnens auslotet.

Schaut man in die Kunstgeschichte, so finden wir erste Ansätze von Spielräumen in der Kunst in der Renaissance, wo Künstler, die bis dahin fest an religiöse Themen in ihrer Darstellung durch die Kirche als Auftraggeber gebunden waren, begannen, Natur- und Landschaftsdarstellungen in ihr Werk einzubeziehen; sogar Selbstporträts fanden Eingang in die Kunst und die Perspektive wurde wieder entdeckt und verfeinert.

Heute verweist der Begriff SpielRäume wie kaum ein anderer auf die zentralen Elemente und Grundfesten zeitgenössischer Kunst: Der freie,  ungebundene und respektfreie Umgang mit Farben und Formen, die kindliche Lust am phantasievollen Experimentieren, das Spiel mit inneren und äußeren Bildern, aber auch der Anspruch, Sinnbilder zu schaffen, die über sich hinausweisen und damit dem Betrachter überraschende und ungewohnte Perspektiven eröffnen.

An diesem Punkt setzt das Thema SpielRäume der Künstlervereinigung Lenggries in diesem Ausstellungsjahr an. Mitglieder und Gäste überschreiten Grenzen, schaffen Denkanstöße und möchten für den Betrachter überraschend neue SpielRäume eröffnen. Gerade die Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit, aber nicht nur die, zeigen, wie häufig wir in unserem persönlichen aber auch gesellschaftlichen Umfeld an die Grenzen der Planbarkeit, Vorhersagbarkeit und Machbarkeit stoßen und wie sehr uns das Konzept des Handels zu entgleiten droht. Und wir ahnen, dass wir etwas akzeptieren müssen, das in unserer deterministischen Welt Mangelware geworden ist: Geduld und Demut. Doch beides zwingt nicht zur Passivität, sondern ermutigt, ja zwingt zum Eröffnen neuer SpielRäume – homo ludens, der Mensch, der im Spiel seine Fähigkeiten entdeckt, braucht seinen Raum.

Text: Ursula-Maren Fitz, Günter Unbescheid